Gibt es eine Alternative zu Chlor?

Wer sich für ein Schwimmbecken interessiert, wird sich wohl oder übel mit der Aufbereitung des Badewassers auseinandersetzen müssen. Für manche beginnt hier die Doktorarbeit zu ihrer Beckenchemie, für manche ist dies nur Mittel zum Zweck damit das Wasser Blau anstatt Grün bleibt. So oder so versuchen wir euch die verschiedenen Ansätze näher zu bringen und dich über Vor und Nachteile aufzuklären. Warum Chlor das beliebteste Desinfektionsmittel ist und welche Alternativen es für Endkunden am Markt gibt, erklären wir euch im folgenden Beitrag.

Chlor

Chlor ist nicht ohne Grund das beliebteste Desinfektionsmittel für private und öffentliche Schwimmbäder. Auch wenn es in der heutigen Zeit augenscheinlich oftmals schlecht abschneidet, hat es seine Daseinsberechtigung nicht verloren. Ob in Tabletten, Pulver oder Flüssigchemie in Kombination mit einer Regelanlage, das Prinzip der Chlordesinfektion bleibt gleich. Es besitzt eine lang anhaltende Desinfektionswirkung und ist im richtigen pH-Bereich sehr wirksam gegenüber Bakterien & Algen. Gleichzeitig verflüchtigt sich das Chlor fast komplett wenn man das Wasser abstehen lässt. Dies wird sehr wichtig für die Zukunft sein, wenn es um Einleitungen in Zisternen und um die Wiedernutzung des Poolwassers geht.

Dies ist auch bereits ein sehr wichtiger Punkt im Umgang mit Chlor, der pH Wert sollte sich in einem Bereich von etwa 7 bis 7,5 befinden. Hier entfaltet Chlor sein ganzes Potential, eine leichte Abweichung von 0,2 Punkten wäre nicht dramatisch. Sobald Sie aber eine Abweichung von 1 Punkt hätten (z.B. pH-Wert 8,2 oder 6,0) sinkt die Wirksamkeit von Chlor rapide und Sie benötigen die doppelte Menge an Chlor für dieselbe Wirkung.

Zu den negativen Seiten gehört zum einen der entstehende Geruch sowie ein trockenes Hautgefühl nach dem Baden. Diese Nebenwirkung hängen aber meist mit überhöhten Werten zusammen und sind bei gut eingestellten Meß- und Regelanlagen kaum merkbar.

Im Umgang mit Chlor sollte man auf Hautkontakt und Textilien acht geben. Es kann zu leichten Verätzungen auf der Haut führen, und wenn es mit Textilien in Kontakt kommt entstehen Bleichflecken und/oder Löcher. Also den Chlorkanister nicht komplett ohne Klamotten aber auch nicht mit den besten Anzug wechseln.

Chlor durch Salz-elektrolyse

Aufgrund von unzähligen Anfragen für Salzelektrolysen in den letzten Jahren wollte wir dies kurz separat auflisten. Dies ist das gleiche Grundprinzip wie oben beschrieben und besitzt großteils die gleichen Vor und Nachteile wie herkömmliches Chlor. Der einzige Unterschied liegt vor allem in der Erzeugung, anstatt das fertige Chlor zuzukaufen, stellen Sie es mittel Elektrolysezelle aus einer Salzlösung (Poolwasser) selbst her.

Hierdurch ergibt sich der Vorteil, dass Sie die Betriebskosten weiter senken können da Salztabletten im Zukauf günstiger als fertiges Chlor ist. Einige unserer Kunden berichten auch von einem „weicheren“/angenehmeren Hautgefühl des Wassers.

Nun sind Sie aber auf eine Meß und Regelanlage angewiesen welche das Chlor produziert und somit muss man die Anlage auch mit herkömmlichen Chlor-Dosieranlagen vergleichen.

In der Regel sind die Meßeinheiten einer Elektrolyse-Dosieranlage etwas ungenauer als die der herkömmlichen Flüssigdosierung, ausgehend von der selben Preisklasse der beiden Anlagen. Dadurch haben die Salzelektrolyse-Becken generell einen leicht höheren Chlorwert als Becken mit herkömmlichen Dosieranlagen. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass das vorhandene Salz im Wasser stark korrosiv auf Edelstahleinbauteile wirkt und den Verschleiß an metallischen durchspülten Bauteilen (Wärmetauscher, Wärmepumpe, Filterpumpe) erhöht wird.

Aktivsauerstoff

Die erste Alternative zur Chlordesinfektion wäre beispielsweise Aktivsauerstoff, auch genannt Wasserstoffperoxid. Diese Methode war vor ein paar Jahren sehr beliebt, vor allem im Bereich Whirlpool/Swim-Spa wurde dies oft eingesetzt. Jedoch verliert Aktivsauerstoff immer mehr Anhänger über die letzten Jahre und wird zukünftig höchstwahrscheinlich komplett vom Markt verschwinden.

Aufgrund einer Regulierung wurde der aktive Wirkstoff auf etwa ein Drittel der vorherigen Konzentration herabgesetzt. Jedoch ist der Preis nicht auf ein Drittel gefallen sondern wurde geringfügig heruntergesetzt. Dadurch wurde es schlagartig unwirtschaftlich (gegenüber anderen Methode) Aktivsauerstoff zur Desinfektion zu verwenden.

Der Vorteile einer Aktivsauerstoff-Desinfektion ist vor allem die gute Verträglichkeit im Badebetrieb.

Gegenüber von Chlor ist es geruchsneutral, schonend für die Haut und auch für die Augen.

Ein weitere Punkt wäre der Zerfall von Aktivsauerstoff, wenn dies mit Verschmutzung reagiert. Das Produkt hinterlässt keine problematischen Rückstande im Beckenwasser, jedoch ist dies auch zugleich ein Nachteil in gewisser Weise. Durch den schnellen Zerfall, ohne Rückstande bzw. „Desinfektions-Depots“ zu schaffen, hat das Produkt eine sehr kurze Wirkungszeit und keine Langzeit-Wirkung.

Wenn Sie Aktivsauerstoff zugeben, aber 10 Minuten danach eine neue Verunreinigung in ihr Becken gelangt, muss eine neue Ladung in das Becken hinzu da das zugegebene Mittel bereits verflüchtigt/verbraucht wurde.

Eine Verwendung ist dahingehend sinnvoll, wenn Sie beispielsweise sehr sensibel auf Chlor reagieren oder sogar eine Unverträglichkeit besitzen. Somit ist der Preisvorteil von Chlor unrelevant, da es hierbei um ihre Lebensqualität geht.

Brom

Brom ist vor allem in Tablettenform verfügbar und ist vom Prinzip her ähnlich zu Chlor.

Es hat zwar ein anderes Desinfektionsprinzip als Chlor, der Effekt einer Desinfektion ist aber derselbe.

Ein Merkmal der Bromtabletten ist die langsame Löslichkeit.

Dadurch dauert es länger als bei Chlor bis ein wirksames Desinfektions-depot vorhanden ist.

Somit ist es deutlich träger als Chlor und auch schlecht zur Stoßbehandlung von Wasserproblemen geeignet.

Außerdem reagiert das Brom sehr sensibel auf UV-Strahlung und wird hier schneller zerstört als Chlor. Dadurch ist es oftmals nicht sinnvoll es in einem Außenpool ohne Überdachung einzusetzen. Weiterer Nachteile sind die Lagerung bzw. der Umgang mit dem Stoff und der Preis. Brom ist in elementarer Form giftig und sollte dementsprechend gelagert werden.

Natürlich sollte dies nur schwer zugänglich aufbewahrt werden und am besten in einem gut durchlüftetem Raum.

Wie bei Aktivsauerstoff ist ein großer Vorteil von Brom, dass es die Augen schont und mit richtiger Verwendung keine unangenehmen Gerüche verursacht.

Ähnlich wie bei Chlor, hinterlässt das Brom sogenannte Bromamine. Im Gegensatz zu den Chloramine (Rückstand wenn Chlor mit Verunreinigungen reagiert) sind diese aber nicht so problematisch. Die Bromamine bleiben aktiv und desinfizieren weiterhin ohne unangenehmen Geruch oder brennende Augen.

Die Bromamine senken den Wirkungsgrad der Desinfektion nur leicht, Chloramine beeinflussen die Desinfektionswirkung von Chlor wesentlich stärker.

Da Brom einen niedrigeren pH-Wert als Chlor besitzt, benötigt man weniger pH-Senker zur Einstellung des Wertes. Auch desinfiziert es zuverlässiger außerhalb des pH-Optimum Bereichs. Chlor ist bei pH-Werten über 8 fast unbrauchbar.

Ein weiterer Vorteil ist die Beständigkeit in warmen Wasser, welche schlussendlich unsere Empfehlung angibt.

Da Brom geruchsneutral ist und eine Beständigkeit gegenüber Wärme und höhere pH-Werte aufweist, ist es vor allem sinnvoll in einem Indoor Whirlpool. Auch da es nicht Resistent gegenüber UV-Strahlung ist bekräftigt dies. Es wird sehr selten im Außen-Schwimmbadbereich eingesetzt aber in der Whirlpool Branche hat es seine Daseinsberechtigung.

Biologische Aufbereitung

Jedes natürliche Gewässer besitzt eine Selbstreinigungskraft bzw. eine eigene biologische Aufbereitung durch Mikroorganismen und Pflanzen.

Dieses Vorbild der Natur wird oftmals für Schwimmteiche oder neuartige Pool-Aufbereitungsmethoden verwendet.

Im Gegensatz zur klassischen Schwimmbecken-Aufbereitung wird hier in der Regel ohne Zugabe von chemischen Mitteln wie Desinfektionsmittel, pH-Senker oder Algizide gearbeitet. Natürlich zieht dies einige Vorteile aber auch Nachteile nach sich.

Das Prinzip einer biologischen Aufbereitung ist die gezielte Anzucht eines Biofilms auf dem Filtermaterial. Diese Mikroorganismen benötigen Nährstoffe zum Wachsen, welche durch Benutzung und Oberflächeneintrage in ihr Wasser gelangen.

Diese Nährstoffe sind die Grundlage für Trübung und Algenbildung in ihrem Badewasser.

Es gibt beispielsweise Pflanzenfilter wobei die Bepflanzung die Nährstoffe aufnehmen welche durch das Substrat und dessen Mikroorganismen zersetzt wurde. Diese sind in der Regel Platzintensiv und locken auch unerwünschte Bewohner an (Frösche, Mücken,….). Es gibt auch Spezielle Filterboxen/Filterbereiche welche über verschiedene Filtermedien eine Wasserreinigung bewirken. Meist sind dies Kombinationen aus einer Sieb-Station, einem biologischen Teil welcher die Organik zerstört und einem Phosphor-bindenden Filtermedium für die Algen.

Der große Vorteil des biologisch aufbereiteten Naturpools steckt bereits im Namen.

Durch die Verzicht auf Chemikalien kann man die Unterhaltskosten senken und man besitzt für jedermann unbedenkliches Wasser. Auch kann man bei diesem Pooltyp viel durch Eigenleistungen einsparen, wenn man sich handwerkliche selbst helfen kann und eher einen Schwimmteich als einen High-Tech Naturpool plant.

Bei den Naturpools fällt zwar das Technikpaket und die Betriebskosten günstiger aus als bei normalen Fertigbecken, jedoch sind diese immer deutlich platzintensiver und bautechnisch teurer/aufwendiger. Zudem muss man mit sich einen Kompromiss eingehen, dass man mit gewissen Gegebenheiten und Wartungsarbeiten leben muss. Zum Beispiel ist es sehr schwierig diese Becken zu beheizen, da meistens Abdeckungen keine Option sind und man durch höhere Wassertemperaturen das Algenwachstum stark erhöht wird. Gleichzeitig wird das Wasser zwar aufbereitet, jedoch wird es nie wie ein Pool mit chemischer Dosierung aussehen. Eine leichte Trübung sowie leichter Algen-Belag an Boden/Wänden darf Sie nicht stören. Generell kann man auch annehmen, dass der Arbeitsaufwand des Kunden hier meist größer ist als bei vollautomatisierten Fertigbecken (regelmäßige Reinigung der Wände, Herauskeschern von Organik wie Blätter/Äste, Entschlammen der Filterzonen).

Neue/Kombinierte Ansätze

Diesen Abschnitt werden wir zukünftig stärker ausbauen, da in den letzter Zeit immer mehr interessante Alternative Aufbereitungsmethoden auf dem Markt entwickelt und ausprobiert werden. Wir befassen uns derzeit vor allem mit hochtechnischen Steuereinheiten welche mittels künstlicher Intelligenz Daten zu ihrem Schwimmbecken auswerten und so die perfekten Heiz und Filterzeit selbst auswählt. Dadurch wäre es möglich , dass wir zukünftig eine Strom und Wasser-Ersparnis von bis zu 40 % erreichen können.

Gleichzeitig kombinieren wir bereits jetzt gewisse Desinfektionsmethoden miteinander um speziellen Kundenwünschen gerecht zu werden. Es geht darum die Vorteile gewisser Methoden zu bündeln und die Nachteile zu reduzieren.

Hierzu werden wir zukünftig detaillierte Fachberichte für unsere Supporter veröffentlichen.

Beispielsweise arbeiten wir derzeit an folgenden Systemen/Berichten:

–Niedrigster möglicher Chlorwert: spezieller vorgeschalteter Filter, hochwertiger Meß- und Regelanlage und nachgeschaltete Entkeimung

–Alternative zu Chlor mit höchstem Komfort: spezieller Membranfilter, sehr geringe Aktivsauerstoffdosierung, nachgeschaltete Reinigungsstufe aus Filter/UV-Desinfektion

–Verbesserte Salzwasserelektrolyse: Echtes Meerwasser im Becken durch hohen Salzgehalt mit resistenten technischen Komponenten

–Desinfektion komplett ohne Chlor: Normales Schwimmbeckenerlebnis ohne Zugabe von Chlor, reine Wasseraufbereitung durch spezielle Filterkombinationen

–Das autarke Poolsystem: Durch energiesparende Komponenten und intelligenten Steuereinheiten soll der Stromverbrauch Richtung 0 reduziert werden